Sonntag, 30.06.2024, 15.30 Uhr*
Gemeindesaal der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW), Hospitalstr. 36, 70174 Stuttgart * Sicherheitshinweis: Bitte mindestens 30 Minuten vor Konzertbeginn zum IRGW-Haupteingang kommen mit Ausweis und leichtem Gepäck!
Warnfried Altmann und Uwe von Seltmann (von links), Fotos: Klaus Hirrel
Der Krakauer Arbeiterdichter Mordechai „Mordkhe“ Gebirtig (1877-1942) hat der Nachwelt rund 170 Lieder und Gedichte hinterlassen, die bis heute weltweit von namhaften Künstlern gespielt und gesungen werden – im jiddischen Original und in Übersetzungen. Gebirtig, der am 4. Juni 1942 von SS-Männern ermordet wurde, gilt als „Vater des jiddischen Liedes“. Brandaktuell ist sein 1936 verfasstes Lied „s’brent / Es brennt“, eine prophetische Vorwegnahme der Vernichtung des europäischen Judentums in der Schoah.
In einem Lesekonzert / Storytelling Concert vermitteln der Gebirtig-Biograph Uwe von Seltmann und der Saxophonist Warnfried Altmann einen textlich-musikalischen Einblick in das Leben und Werk Gebirtigs und in die Welt des osteuropäischen Judentums. Warnfried Altmann, künstlerischer Leiter der Magdeburger Jazztage, zählt mit seinen „sensiblen Improvisationen“ zu den führenden Jazzmusikern der Gegenwart; seine Komposition „Requiem für B.“ wurde 2009 in die Yad Vashem Library in Jerusalem aufgenommen.
Uwe von Seltmann, geboren 1964 in Müsen (NRW), pendelt als freier Publizist, Dokumentarfilmer und Rechercheur zwischen Deutschland, Polen und Kroatien. Seit über 30 Jahren beschäftigt er sich mit jüdischer Geschichte und Kultur sowie mit familiären und politischen Auswirkungen der NS-Zeit auf die Gegenwart. Zu seinen wichtigsten Werken zählt das Buch Schweigen die Täter, reden die Enkel (2004). Er ist auch Regisseur und Co-Produzent des preisgekrönten Dokumentarfilms von 2014 Boris Dorfman – A mentsh. Seine Biografie des jiddischen Dichters Mordechai „Mordkhe“ Gebirtig (1877–1942) mit dem Titel „Es brennt!“ (2018) wurde international als »Pionierarbeit gegen das Vergessen« und »monumentale Biografie« gewürdigt. Zum Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ verfasste Seltmann das offizielle Buch „Wir sind da!“, 2. Auflage 2022, das von der Kritik als „Standardwerk“ und „das perfekte Buch zum Festjahr“ belobigt wurde. Zudem ist er als Jiddisch-Übersetzer und Lektor tätig (zuletzt Chava Rosenberg: „Durch innere Kontinente“, April 2023).
Warnfried Altmann wurde 1958 geboren. Er studierte an der Musikhochschule Dresden im Hauptfach Saxophon und arbeitete eine Reihe von Jahren als Big-Band-Musiker. Seit Anfang der achtziger Jahre spielt er in verschiedenen kammermusikalischen Formationen und komponiert.
Zahlreiche Bühnen-und Filmmusiken, Kammermusik und Chorwerke sind seitdem entstanden. Sein Hauptschaffensfeld ist jedoch die Improvisation, die ihn auch mit Künstlern anderer Bereiche, Tänzern, bildenden Künstlern, Pantomimen, Lyrikern, Schriftstellern, Publizisten zusammenführt. Warnfried Altmann hatte von 1990 bis 2010 einen Lehrauftrag für Improvisation an der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität. Seine musikalische Arbeit wurde in zahlreichen Rundfunk- und Fernsehaufnahmen sowie auf mehr als zwanzig CD-Produktionen dokumentiert. Eine intensive Konzerttätigkeit führt ihn jedes Jahr durch ganz Deutschland und in das europäische Ausland. Altmann kann auch auf einen längeren Studienaufenthalt in Tanzania verweisen.
Kontakt & Informationen: www.uwe-von-seltmann.de www.warnfried-altmann.de